Bauchgefühl: Gute Kunden, böse Kunden
Als Freiberufler kämpft man ja grundsätzlich alleine und freut sich, wenn ohne Zutun neue Kunden auftauchen. Wie aber kann man beurteilen, ob der neue Kunde auch zahlungswillig ist?
Ich arbeite seit sechs Jahren freiberuflich und hatte bisher das große Glück, dass alle Rechnungen bezahlt wurden. Eine Mahnung hatte ich bis zu diesem Jahr erst ein einziges Mal geschrieben. Mir ist klar, dass ich das nicht alleine in der Hand habe. Aber wonach kann man gehen?
Firmenkunden
Bittet bei mir eine Agentur, eine Firma oder ein/e angebliche/r KollegIn, mit denen ich bisher nicht zusammengearbeitet habe, um ein Angebot, ist da zunächst einmal die Frage, ob ich sie kenne. Oft habe ich von den Anfragenden schon mal gehört oder sie wurden von Kollegen, mit denen sie schon lange zusammenarbeiten, an mich verwiesen. Dann vertraue ich absolut auf das, was ich weiß und erstelle wie gewünscht ein Angebot. Wenn ich aber von denjenigen noch nie etwas gehört habe, recherchiere ich ein wenig. Erst Recht, wenn mir eine Mail seltsam vorkommt oder ich das Gefühl habe, dass es eine Massen-Mail ist, die nur eben auf meinen Namen personalisiert wurde (wenn überhaupt!). Dann schaue ich in Listen zu Zahlungsmoral und in einschlägigen Foren, ob Erfahrungen vorliegen und schon mal jemand geprellt wurde. Es gibt aber auch beispielsweise Firmen mit zweifelhaftem Ruf (wenn man diesen Einträgen glaubt), mit denen ich schon länger zusammenarbeitete und nie ein Problem hatte. Deshalb verlasse ich mich nicht nur auf solche „Bewertungen“ anderer, sondern versuche mir meine eigene Meinung zu bilden. Ein paar grundlegende Dinge müssen jedoch erfüllt sein, dass ich ein ernsthaftes Angebot abgebe:
- Signatur sollte vorhanden sein und mind. Festnetznummer, Adresse sowie Homepage enthalten
- E-Mail-Adresse aus einem Guss mit der Homepage, d.h. keine web.de- oder gmx.de-Adresse
- Die Mail sollte professionell verfasst sein und ich bereits bei der Anfrage so viele Informationen und evtl. ein Textbeispiel erhalten, sodass ich zur Erstellung des Angebots nicht nachfragen muss
- Natürlich muss der zu vergebende Auftrag in meinem Schaffens- und Kompetenzbereich liegen und ich muss freie Kapazitäten haben
So genau nehme ich es damit allerdings nicht immer. Wenn ich das Gefühl habe, jemand ist z. B. einfach nur etwas unerfahren, aber sympathisch, dann lasse ich mich durchaus überzeugen. So sind schon sehr nette Geschäftsbeziehungen zustande gekommen, die auch immer problemlos abliefen. Aber nun, es ist mir passiert und ich hätte es wissen müssen. Bereits bei der ersten Mail der Agentur wurde ich stutzig und hatte ein komisches Gefühl. Es gab lediglich eine Handynummer in der Signatur, Homepage schien mir auch eher unprofessionell und dazu gab es noch negative Einträge in Zahlungsforen. Trotzdem (hier hat offenbar mein Bauchgefühl versagt) schickte ich ein Angebot raus und zwar ein relativ hohes. Ich habe kein Interesse für eine Agentur zum Dumpingpreis zu arbeiten und nehme lieber einen Auftrag nicht an, als unterirdisch für meine Arbeit bezahlt zu werden. Dann – Überraschung – sie nahmen mein Angebot an. Ich habe drei Aufträge für sie erledigt, die auf zwei Rechnungen verteilt waren. Die Zahlungsfrist lief ab. Ich schickte eine Mahnung. Auch diese Frist lief ab. Ich schrieb dem Kunden eine freundliche Mail, dass ich bei Nichtzahlung bis zum Tag X hier auf meinem Blog die Fakten zu dem Fall veröffentlichen würde, so wie die Kollegin Miriam Neidhardt dies mit Erfolg tut. Die offenen Beträge waren wie von Zauberhand schnell auf meinem Konto, obwohl eine Büroangestellte mir sagte, der Chef käme leider nicht zum Überweisen, weil er so viel unterwegs sei. Ich werde jedoch in Zukunft verstärkt auf mein Bauchgefühl hören, ob ich für jemanden arbeiten möchte oder nicht.
Privatkunden
Bei Privatkunden sieht die Sache natürlich anders aus. Viele Kollegen verlangen von Privatkunden eine Zahlung im Voraus. Auch das mache ich nicht. Ich maile, telefoniere und spreche mit den Menschen und erwarte, dass meine Leistung hinterher bezahlt wird. Was sie bisher auch bei allen (!) Privatkunden wurde. Wenn mir jemand suspekt ist, arbeite ich nicht für ihn. So viel Luxus gönne ich mir. Und glaube an das Gute im Menschen, auch weiterhin. Weil ich kein misstrauischer Mensch werden möchte, der anderen von vorneherein eine böse Absicht unterstellt.
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