Mensch sein, Herz zeigen
Liebe Menschen im Internet,
ich mag euch wirklich, auch wenn wir uns nur virtuell kennen. Ich finde es wunderbar, verschiedene Ansichten und Meinungen zu lesen, auch wenn sie nicht meinen entsprechen, und ich bin eine absolute Verfechterin der Meinungsfreiheit. Jeder Mensch ist, denkt und fühlt anders. Ich empfinde das als Bereicherung. Wenn es allerdings um die Flüchtlinge und ihre derzeitige Situation geht, muss ich sagen, dass einige von euch Sprüche, Kommentare, Meinungen und angebliche Witze in die Welt posaunen, die falsch, ignorant, uninformiert, rassistisch, menschenverachtend oder alles zusammen sind.
Wer von euch hat Kinder oder Enkel? Wer von euch würde alles für sie tun? Wer von euch würde sie aus einem Kriegsgebiet in vermeintliche Sicherheit bringen wollen, um ihr Leben zu retten, selbst wenn der Weg selber Lebensgefahr bedeutet? Wer von euch wünscht seinen Kindern ein besseres Leben als ihr, eure Eltern oder Großeltern es hattet? Und mal Hand aufs Herz: Wer von euch ist jeden Tag für das Glück dankbar, hier geboren worden zu sein – was nur ein glücklicher Zufall war? Wer von euch denkt wirklich über die Bedeutung von Nächstenliebe und Menschlichkeit nach? Wer von euch hat seine Meinung angesichts der aktuellen Lage geändert und vergessen, was es heißt, anderen Menschen zu helfen? Und wer von euch hat einfach nur Angst, etwas abgeben zu müssen, obwohl er alles im Überfluss hat?
Betrachtet man unsere Welt von oben aus dem Weltall, so gibt es keine Grenzen. Grenzen werden auf Landkarten eingezeichnet. Und zwar von Herrschern, Kriegsgewinnern und Politikern. Das bedeutet, dass wir alle nur Bewohner dieser Welt sind. Unsere Nationalität ist nichts als Zufall. Wo bleibt also die Menschlichkeit? Wäre es nicht großartig, wenn wir all unsere Vorurteile und Meinungen für einen Moment zur Seite schieben könnten und uns in die Situation derer versetzen, die ihr Leben riskieren, um das zu bekommen, was für uns völlig selbstverständlich ist – ein „normales“ Leben in Frieden und ohne Hunger?
Bitte denkt in Ruhe darüber nach, ob ihr eure Einstellung wirklich so beibehalten wollt, statt euch und euer Herz zu öffnen und euch mit echten Fakten auseinander zu setzen. Versteckt euch nicht hinter Meinungen, die nichts als falsche Propaganda sind. Informiert euch, sprecht mit Flüchtlingen, bildet euch eure eigene Meinung. Habt Mut, zu widersprechen, wenn jemand stumpfe Stammtischparolen ohne Wahrheitsgehalt erzählt. Behauptet nicht, dass es falsch ist, diesen Menschen zu helfen und dass dies zur Katastrophe führen wird. Es kann nicht falsch sein, Menschen zu helfen, die gerade unsere Hilfe brauchen. Diese Menschen möchten euch weder euren Job wegnehmen, noch kommen sie, um die Sozialleistungen ausnutzen – sie haben viel zu große andere Probleme. Die meisten möchten nicht eurer Mitleid und sind nicht in ein fremdes Land geflohen und haben ihre Heimat verlassen, um euch alles wegzunehmen. Sie kommen mit dem Allernötigsten in ein fremdes Land, dessen Kultur und Sprache ihnen fremd ist, in dem sie Fremde sind und dennoch sind sie willens, alles zu tun, um wirklich anzukommen. Es ist unsere verdammte menschliche Pflicht, ihnen zu helfen!
Natürlich muss auf lange Sicht das Ziel sein, Stabilität und Frieden im Nahen Osten und in Afrika zu erreichen. Das entbindet uns aber nicht von unserer menschlichen Pflicht, jetzt zu handeln und diesen Menschen zu helfen. Denn Frieden und Stabilität können wir gerade nicht auf Knopfdruck herstellen. Aber wir können den Menschen, denen wir begegnen, helfen. Helfen, ihre Würde zu bewahren, sich einzuleben, die Sprache zu lernen, schlimme Erlebnisse verblassen zu lassen und ihr Lächeln wiederzufinden.
Zeigen wir diesen Menschen also, dass wir auch nur Menschen sind und heißen sie mit einem Lächeln willkommen. Denn ein Lächeln kann für diese Menschen heißen: „Hey, komm her, hab keine Angst mehr. Wir sind da für dich in dieser Zeit, wo du es am dringendsten brauchst. Wir sind alle Menschen und wir sind für einander da.“
Eure Miriam
Dies ist ein Beitrag im Rahmen der Aktion „Blogger für Flüchtlinge“. #bloggerfuerfluechtlinge
Wenn du jetzt etwas tun oder dich informieren möchtest, findest du hier hilfreiche Links:
- Wie kann ich helfen? (Sammlung von Hilfsprojekten und Initiativen für Flüchtlinge in Deutschland von Birte Vogel)
- Fakten gegen Vorurteile
- Vorboten einer neuzeitlichen Völkerwanderung: Ein nachdenklicher Zwischenruf eines ehemaligen Asylrichters
- Aktion Blogger für Flüchtlinge
- Pro Asyl – Mitmachen (Karte mit bundesweiten Initiativen)
- Flüchtlingshilfe Flammersfeld (für Leser aus der Region)
Dein Kommentar
An Diskussion beteiligen?Hinterlasse uns Deinen Kommentar!